Krieg im Weinviertel
Die Kämpfe im nördlichen Niederösterreich

Ende März 1945 zieht sich die Wehrmacht erstmals auf österreichischen Boden zurück. Nach erbitterten Niederlagen mit schweren Verlusten in Budapest sowie in der Tschechei strömen die Truppenteile über die Donau bei Hainburg sowie über die March nach Niederösterreich und sammeln sich entlang des so genannten Südostwall. Dieser wurde bereits lange im Vorfeld angelegt und sollte den Truppen eine goße Unterstützung im Abwehrkampf sein. Entlang des Wall wird seitens der Wehrmachtsführung versucht, so etwas wie eine geschlossene Frontlinie aufzubauen was aber nicht bzw. nur mehr teilweise gelingt. Der Abwehrriegel wird von der Roten Armee ohne größere Anstrengung an mehreren Stellen durchbrochen und überrannt. Die Wehrmacht kann bis zum Kriegsende im Weinviertel keine geschlossene Frontlinie mehr aufbauen. Zwar wird vielerorts schwer gekämpft, auch mit hohen Verlusten auf beiden Seiten, doch handelt es sich in der Mehrheit um Rückzugskämpfe oder Scheinangriffe der Deutschen Soldaten um ein möglichst geschlossenes Zurückziehen der Truppen zu verbergen. Es ging schon lange nicht mehr darum den Feind zu besiegen oder den Vormarsch der Roten Armee zu bremsen. Das Ziel war vielmehr bis zum sich schon abzeichnende Kriegsende eine verteidigungsfähige Kampfgruppe zu bleiben um nicht aufgerieben zu werden.
April 1945 ... seit Tagen wird mit schwerer Artillerie von Ungarn und der Tschechei auf die Stellungen der Deutschen Truppen geschossen. Tausende von Sprenggranaten schlagen im Marchfeld und in den nahe liegenden Ortschaften sowie Auen entlang der March und Donau ein oder bleiben als Blindgänger liegen. Tiefflieger unterstützen die vordringenden Rotarmisten mit dem Abwurf von Spreng und Splitterbomben sowie durch Maschinengewehrfeuer mit Explosivgeschossen.
Die gefürchtete Katjuscha (Stalinorgel) ein Raketenwerfer der Roten Armee, kommt Tag und Nacht zum Einsatz und wirft die Wehrmacht aus ihren Stellungen. Werfergranaten kontaminieren durch breit gestreutes Störfeuer die Wälder und Äcker des gesamten Weinviertels. Panzer werden an allen Fronten von den Deutschen nunmehr als Feuerwehr oder Artillerie eingesetzt, was aber zu einer Abwehrschwäche beim Angriff von Panzerverbänden der Sowiets führt. Durch das ständige fluchtartige zurückziehen der Wehrmacht gehen eine Unmenge an Munition verloren bzw. bleiben in den Stellungen zurück. Im Vorfeld angelegte Munitionsdepots entsprechen nicht dem erwarteten Frontverlauf und bleiben meist vergraben in den Wäldern und Feldern liegen. Nach Kriegsende wurde diese herumliegende Munition von den Besatzungsmächten üblicherweise in vorhandene Bombentrichter verscharrt, oder gestapelt und unfachmännisch gesprengt. Das Ziel solche Stapelsprengungen war nicht die Vernichtung oder Entschärfung von gefährlicher Munition, sondern die Unbrauchbarkeit also ein wiederverwenden möglichst zu verhindern. Eine fachgerechte fächendeckende Räumung oder Suche fand nach Kriegsende niemals statt. Und so wurde im laufe der Zeit auch vergessen wie kontaminiert der Boden im Weinviertel wirklich ist.
"Auf den Schlachtfeldern Niederösterreichs hinterließ der Krieg ein Vermächtnis , täglich warnt ein Chor der Toten HABT EIN BESSERES GEDÄCHTNIS''